FC Bayern ratlos: Pleite gegen FK Rostow wirft Fragen auf

ancelotti
Foto: Doha Stadium Plus Qatar / Wikipedia (CC BY 2.0)

Schon nach der Niederlage am Samstag (19.11.2016) im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund war die Stimmung beim FC Bayern angefressen. Man hatte die Tabellenführung an Aufsteiger RB Leipzig verloren. In der Partie am Mittwoch (23.11.2016) in der Champions League gegen den russischen Vertreter FK Rostow wollte man Wiedergutmachung. Der Plan ging kräftig schief – es gab eine peinlich 2:3-Niederlage und keine Chance mehr auf den Gruppensieg. Was ist mit dem FC Bayern München los?

Dominant aber ideenlos

Im klirrend kalten Russland (minus 6 Grad) gab es für den Rekordmeister an diesem denkwürdigen Mittwoch (23.11.2016) nichts zu holen. Die Kälte ließ Kapitän Philipp Lahm aber genauso wenig als Alibi gelten, wie die zahlreichen (verletzungsbedingten) Wechsel (6).

Man wollte Rostow auf keinen Fall unterschätzen, hatte man im Vorfeld noch gesagt. Insgeheim sind wohl aber sowohl die Spieler des FC Bayern als auch die Fans/Medien davon ausgegangen, dass hier ein (hoher) Sieg im Vorbeigehen möglich ist (Hinspiel: 5:0).

Am Mittwoch wurde man dann eines Besseren belehrt. Der Rekordmeister bot zwar eine über weiten Strecken der Partie dominante Vorstellung – wirkte aber, wie schon in den Partien zuvor, ideenlos und ohne Durchschlagskraft in der Offensive. Hinzu kamen – auch das war nicht neu – eklatante Schwächen in der Defensive. So erwischte Weltmeister Jerome Boateng einen rabenschwarzen Tag. Er war an insgesamt 2 Gegentoren (1:1, Azmoun – 44. und Poloz – 50. per Foulelfmeter) beteiligt. Dementsprechend bedient war nicht nur Boateng, sondern auch Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, der den Nationalspieler persönlich rüffelte:

Seit dem letzten Sommer ist mir das ein bisschen zu viel Hype, seit er Deutschlands Fußballer des Jahres ist. Es wäre in seinem Sinne und dem Sinne des Klubs, wenn er wieder ein bisschen „back to earth“ runterkommt. Möglicherweise fällt er verletzt aus. Alles nicht gut, wir brauchen ihn in bester Verfassung.

Bayern in Führung – nach der Halbzeit von Russen überrascht

Dabei fing alles so gut für den FC Bayern an. Zwar musste der Rekordmeister bereits in der 9. Minute eine erste knifflige Situation überstehen, als sich Sven Ullreich (als Vertreter des geschonten Manuel Neuer) und Holger Badstuber (nach überstandener Verletzung) im eigenen Strafraum nicht einig waren und der FK Rostow um ein Haar in Führung ging. Bernat konnte gerade so noch klären.

Douglas Costa brachte die Münchner mit einer feinen Einzelaktion in der 36. Minute in Führung. Nun – konnte man meinen – wird es ein entspannter Abend für den Rekordmeister. Doch weit gefehlt. Stattdessen kam der 6. der russischen Liga bereits 8 Minuten später durch Azmoun (44.) zum Ausgleich. Vorausgegangen war ein kapitaler Abwehrfehler von Boateng. Bis zu diesem Zeitpunkt beherrschten die Bayern das Spiel ohne jedoch zu klaren Chancen zu kommen.

Nach der Pause wurde der FK Rostow überraschend stärker und setzte die Münchner gehörig unter Druck. Der Lohn war die zwischenzeitliche Führung durch einen von Boateng verschuldeten Foulelfmeter (50.) den Poloz eiskalt verwertete (2:1).

Doch auch davon erholte sich der FC Bayern relativ schnell. Julian Bernat erzielte in der 52. Minute das 2:2. Selbst mit diesem Ergebnis wäre man beim Rekordmeister nicht zufrieden gewesen – geschweige denn hätte dies gereicht um den Gruppensieg noch erreichen zu können (Athletico Madrid gewann gleichzeitig 2:0).

Es kam jedoch noch schlimmer – womit niemand ernsthaft rechnen konnte. Den mutigen und in der 2. Hälfte überraschend offensiven Russen gelang tatsächlich in der 67. Minute durch Noboa der 3:2-Siegtreffer. In den restlichen gut 25 Minuten gelang es den Münchnern nicht mehr die Niederlage zu verhindern. Die Blamage war perfekt.

Lahm ratlos – Boateng kontert Rummenigge

Dementsprechend angefressen war auch wieder einmal Philipp Lahm, der bereits nach der Niederlage am Wochenende in Dortmund (0:1) nicht gerade glücklich wirkte.

Im Interview nach dem Spiel fand er deutliche Worte:

Auch wenn so viele Wechsel vollzogen werden, stehen immer noch so viele gestandene Nationalspieler auf dem Feld. Das darf keine Ausrede sein.

Die TV-Experten Lothar Matthäus (Sky) und Oliver Kahn (ZDF) sparten ebenfalls nicht mit Kritik. So gab Matthäus zu verstehen, dass dies so nicht der FC Bayern sei, den man aus den letzten Jahren kenne.

Und weiter:

Der letzte Schritt, die Galligkeit und die Bissigkeit fehlen. Zweikampfverhalten, Nachsetzen, das Umschalten mit der gewissen Schnelligkeit nach vorne – alles ist so ein bisschen mit Handbremse.

 

Auch Rummenigge stellte klare Mängel im Spiel der Bayern fest:

Wir haben es speziell in der Defensive schlecht gemacht. Wenn man gegen eine solche Mannschaft drei Gegentore bekommt, dann muss man selbstkritisch und ganz klar sagen: Da hat was nicht gestimmt.

Ancelotti enttäuscht und erwartet Reaktion

Für Trainer Carlo Ancelotti, dessen Spielsystem bei den Spielern des Rekordmeisters scheinbar noch nicht angekommen ist, war die Darbietung seiner Mannschaft eine herbe Enttäuschung:

ch bin richtig enttäuscht von unserem Auftritt. Ich übernehme die volle Verantwortung dafür. Wir müssen sofort an unserer Einstellung arbeiten.

Oliver Kahn (TV-Experte bei ZDF) hat seine ganz eigene Meinung zur derzeitigen Situation bei den Bayern:

Es befinden sich gerade alle zwischen den Philosophien. […] Die Umstellung zwischen dem System Guardiola und System Ancelotti – so es denn eines gibt – fällt schwer.

Die Umstellung sollte für den FC Bayern München aber möglichst schnell gelingen, denn am kommenden Samstag (26.11.2016) wartet bereits der nächste „harte Brocken“ mit Bayer Leverkusen. Auch die Mannschaft von Roger Schmidt hat in der Bundesliga etwas gut zu machen. Sollte der Rekordmeister auch hier Punkte liegen lassen, könnten es äußerst unruhig für den FCB und seine Spieler werden.

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