Das ewige Chaos bei 1860 München: Wie viel kann dieser Verein noch vertragen?

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Foto: damonnofar / pixabay (CC0)

Der 2011 noch von der Insolvenz bedrohte Traditionsklub 1860 München wird seit nunmehr 5 1/2 Jahren von Großinvestor Hassan Ismaik am Leben erhalten. Seit 30. Mail 2011 pumpt der Jordanier Millionen in den Klub – doch einen zählbaren Erfolg haben die „60er“ davon noch immer nicht erhalten. Ganz im Gegenteil – es herrscht Chaos überall – auf dem Platz, auf der Trainerbank und vor allem in der Chefetage. Wie viel Chaos kann dieser Klub noch vertragen?

Rettung vor der Insolvenz – und was kam danach?

Als Hassan Ismaik vor über 5 Jahren bei 1860 München als Investor und Anteilseigner einstieg, versprach man sich einen „goldene Zukunft“. Der Aufstieg sollte endlich wieder geschafft werden, man wollte endlich in ruhigere Fahrwasser gleiten. Die Millionen des Jordaniers sollte kräftig dabei helfen. Zunächst einmal sollte allerdings die drohende Insolvenz abgewandt werden.

Das gelang immerhin, sodass der Verein die Lizenz für die 2. Bundesliga erhielt. Das war es allerdings schon fast an positiven Nachrichten.

Im Grunde kann man sagen, dass 1860 München seit dem Rücktritt des langjährigen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoster (1992-2004) nie wieder zur Ruhe gekommen ist. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga (2004) geht es in diesem Verein drunter und drüber. Da hat auch Geldgeber Ismaik – der von Anfang an von Experten kritisch beäugt wurde – nichts daran geändert. Ganz im Gegenteil.

Ismaik kaufte sich für 18 Millionen Euro bei den Münchnern ein und erwarb damit 60 Prozent der Aktienanteile. Zudem ist er Vorsitzender des Aufsichtsrates und hält auch die Mehrheit der Vermarktungsrechte des Klubs. Von ihm ist der Verein fast vollständig abhängig. Aus dieser Konstellation ergaben sich im Laufe der Jahre zahlreiche Eskarpaden, die regelmäßig für erhöhtes Medieninteresse und Unruhe sorgten.

11 Trainer in 5 Jahren

Aus sportlicher Sicht ist neben der aktuellen tabellarischen Situation (14. – 12 Punkte nach 14 Spieltagen) der enorme Verschleiß an Trainern ein großes Thema. Seit Werner Lorant (1992-2001) hat es kein Trainer mehr deutlich länger als 2 Jahre „ausgehalten“. In den 5 Jahren seit Ismaik das „Ruder“ in der Hand hält, sind 11 Trainer verschlissen worden. Für Ruhe und Konstanz kann so etwas natürlich in einer Mannschaft nicht sorgen.

Allein seit Oktober 2015 hat die wichtigste sportliche Position nunmehr 5 Mal gewechselt. Aktuell muss der Ex-Spieler Daniel Bierofka (seit 22.11.2016) bis zur Winterpause die „Kohlen aus dem Feuer“ holen, nachdem Kosta Runjaic seit Beginn der Saison 2016/17 den Verein nicht weiterbringen konnte. Bierofka springt nun schon zum 2. Mal in diesem Jahr (19.04-09.05.2016) als Interimslösung ein. Da er nicht die notwendige Lizenz hat, um einen Bundesligisten auf Dauer zu trainieren, ist dies auch keine Dauerlösung.

Permanente Auseinandersetzungen mit Ismaik

Auch in der Chefetage und im Aufsichtsrat wechseln permanent die Positionen. Aktuell sind mit Karl-Christian Bay (Verwaltungsrat/Aufsichtsrat/Beirat) und Christian Waggershauser (Verwaltungsrat) gleich zwei wichtige Personen in den Gremien des Vereins zurückgetreten.

Bay – ein angesehener Jurist und Wirtschaftsprüfer konnte sich das Elend nicht mehr länger mit ansehen. Er sah die drei Grundsäulen – Stabilisierung, Professionalisierung und Weiterentwicklung – in Gefahr.

Eines der Hauptprobleme ist, dass sich der Investor in alle Belange des Vereins einmischt, ohne jedoch wirklich Ahnung davon zu haben. Er entlässt, inthronisiert und transferiert wie es ihm Gefällt. Was das Beste für den Verein ist, dass scheint er nicht zu Wissen.

An Realitätsverlust kann er auch nicht leiden, da er noch nicht einmal in der Realität angekommen ist, so ein Insider. Diese Konstellation kann der Entwicklung eines solchen Traditionsvereins förderlich sein – wie man seit Jahren sieht.

Von Ruhe kann keine Rede sein, von Professionalität ebenso wenig und von sportlichen Erfolg … ein Blick auf die Entwicklung der letzten Jahren genügt.

Die Abhängigkeit von den Millionen eines ahnungslosen Finanziers, der sein „1860 München“ als Machtinstrument nutzt und gerne auf Konfrontationskurs mit der „Basis“ geht (auch mit den Fans), wird den Verein wohl noch in den Ruin führen (nicht nur sportlich).

Sollte 1860 München in die 3. Liga absteigen, dürfte sich Ismaik wohl zurückziehen und dann steht ein der Klub am Ende vor dem Nichts. Wer weiß, ob der Jordanier dann nicht noch seine Millionen zurückfordert. Zuzutrauen wäre es ihm.

Fans und Verantwortliche wünschen sich endlich Ruhe und eine positive Entwicklung ihres Herzensvereins. Ob dies mit Hassan Ismaik möglich ist, scheint mehr als fraglich. Die letzten 5 1/2 Jahre sprechen eher für das Gegenteil. In der Saison 2014/15 schaffte der Verein mit „Ach und Krach“ den Verbleib in der 2. Liga nach einer nervenaufreibenden Relegation gegen den Dritten der 3. Liga – Holstein Kiel. (0:0, 2:1).

Wenn das Alles ist, was die Millionen des Großinvestors gebracht haben, dann ist das einfach erschreckend und armselig.

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