RB Leipzig bereit für den Liga-Gipfel

allianz arena

Vor Saisonbeginn stand ohne Zweifel fest, dass die Meisterschaft wieder einmal nur über den FC Bayern München geht. Nicht erwartet hatte man jedoch, dass am 16. Spieltag das Spiel um die Herbstmeisterschaft auch über den ambitionierten Aufsteiger RB Leipzig führt. Am Mittwoch (21.12.2016) gibt es das Spitzenspiel der beiden punktgleichen Spitzenreiter FC Bayern und RB Leipzig. Es wird nicht nur über die individuelle Klasse gehen – der Wille wird entscheidend sein. Ein Vorteil für RB Leipzig?

RB Leipzig mit klarer Linie – FC Bayern noch auf der Suche

Dei Unbekümmertheit, mit der Aufsteiger RB Leipzig seine Premieren-Saison in der Bundesliga bestreitet, erinnert stark an den 1. FC Kaiserslautern in seinem (Wieder-)Aufstiegsjahr 1997. Bekanntlich wurden die Pfälzer um Trainer Otto Rehagel und Nationalspieler Michael Ballack am Ende der Saison Deutscher Meister.

Ob das Projekt RB Leipzig ein ähnliches Finale parat hat? Die Entscheidung darüber wird noch nicht in diesem Jahr fallen – auch nicht an diesem 16. Spieltag in der Allianz Arena gegen den Rekordmeister FC Bayern München. Einen ersten Fingerzeig könnte es jedoch geben.

Die nackten Daten sprechen eine deutliche Sprache:

  • 11 Siege
  • 3 Unentschieden und
  • nur 1 Niederlage

RB Leipzig ist Rekordaufsteiger mit aktuell 36 Punkten. Nur aufgrund des um 7 Tore schlechteren Torverhältnisses (35:9 gegen 31:12) liegen die Sachsen hinter dem Rekordmeister. Sie spielen eine aggressiven Offensiv-Fußball, den man bereits aus der Hoffenheimer Zeit von Ralf Rangnick kennt. Trainer Ralph Hasenhüttl setzt dies auf seine ganz eigene erfolgreiche Weise um. Die Mannschaft ist heiß und hungrig auf Erfolge.

Damit liegen sie gleichauf mit dem FC Bayern München, der in dieser Saison keinesfalls den Nimbus der Unbesiegbarkeit vermitteln. Sie musste eine empfindliche Niederlage gegen Borussia Dortmund (0:1) hinnehmen und verloren zudem in der Champions League überraschend nicht nur gegen Angstgegner Athletico Madrid (0:1) in der Gruppenphase sondern auch den FK Rostow (2:3).

Unter Neu-Trainer Carlo Ancelotti hakt es noch in der Abwehr und im Umschaltspiel. Zudem vermittelt die Mannschaft den Eindruck, als ob sie die klaren Ansagen von Star-Trainer Pep Guardiola trotz harter Gangart vermissen würden. Es hat den Anschein, als ob sich Philipp Lahm und Co. noch nicht emanzipiert haben und aus ihren neuen Freiheiten die nötigen Vorteile ziehen können.

Erfahrung gegen Unbekümmertheit

Was spricht dann für die jeweilige Mannschaft?

PRO: RB LEIPZIG

Wenn man von der aktuellen Form ausgeht, dass müsste man ganz klar sagen: der Aufsteiger ist Favorit. Außer das recht uninspirierte Spiel gegen den FC Ingolstadt (Ex-Klub von Trainer Hasenhüttl – 0:1) – machte RB Leipzig eine durchweg souveräne Figur. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, das Team um Stürmer Timo Werner spiele schon immer im Oberhaus.

Die Mannschaft trägt die klare Handschrift des Trainers und das Gesamtkonzept von Ralf Rangnick, was auf junge, talentierte Spieler setzt. Zudem ist das Team äußerst diszipliniert in der Abwehr und eiskalt im Abschluss. Siege gegen absolute Top-Team wie Borussia Dortmund (1:0), Bayer Leverkusen (3:2) und FC Schalke 04 (2:1) haben Selbstvertrauen gegeben.

Außerdem hat der Aufsteiger rein gar nichts zu verlieren. Ralf Rangnick bezeichnet die Partie gegen den FCB als „Bonus-Spiel“ – ohne jedoch etwas „herschenken“ zu wollen. Man wolle mit „Mut und Leidenschaft“ herangehen, dann könne man auch etwas „mitnehmen“.

KONTRA: LEIPZIG

Dem Team fehlt die Erfahrung. Die meisten Spieler von RB Leipzig absolvieren ihre erste Erstliga-Saison. Trotz der fehlende Dreifach-Belastung befinden sie sich aktuell am absolute Limit ihrer Leistungsfähigkeit.

Sie können in der Summe nicht die Abgeklärtheit eines Abo-Meisters wie dem FC Bayern München haben.

PRO: FC BAYERN MÜNCHEN

Die Erfahrung und Routine des 26-fachen Deutschen Meisters FC Bayern München und zweiifachen Champions League-Siegers spricht eigentlich für sich. Spieler wie Franck Ribery und Arjen Robben, Philipp Lahm und nicht zuletzt Welttorhüter Manuel Neuer haben großen Anteil an diesen Erfolgen.

In den letzten 4 Jahren hat man jeweils den Titel in beeindruckender Manier erspielt. Die Abwehr sind die Prunkstücke der Mannschaft. Hinzu kommt geballte Kreativität und Schnelligkeit durch die schnellen Außenspieler wie Douglas Costa und Kingsley Coman.

Die individuelle Klasse ist außergewöhnlich und die Breite/Tiefe des Kaders sucht in Deutschland seinesgleichen. Zudem versteht des der FC Bayern München in entscheidenden Drucksituationen stets eine herausragende Leistung zu bringen.

KONTRA: FC BAYERN MÜNCHEN

Individuelle Klasse: ja – doch gerade Ribery und Robben sind äußerst verletzungsanfällig und können nur noch periodisch ihre Klasse zeigen.

Zudem scheint sich die Mannschaft im neuem Stil von Trainer Carlo Ancelotti noch nicht „ganz wohl“ zu fühlen. Es fehlt die Souveränität, die sie in den letzten Jahren unter Pep Guardiola ausgezeichnet hat.

Spiele wie gegen Darmstadt 98, das nur durch einen Kunstschuss von Douglas Costa (1:0) gewonnen werden konnte und ansonsten ziemlich uninspiriert schien, sind in dieser Saison keine Seltenheit. Die Mannschaften erzittern aktuell nicht mehr, wenn sie gegen den Rekordmeister spielen müssen.

Die taktischen Grundausrichtung von Carlo Ancelotti (4:3:3) kommt Freigeistern wie Thomas Müller, der sich eher auf der „10“ anstatt auf außen wohlfühlt, eher nicht so entgegen. Das führt zu Unstimmigkeiten. In Spielen, in den der Trainer die Mannschaft im eingeübten 4:3:2:1-System spielen ließ, konnte sie dagegen überzeugen.

Es fehlt aktuell noch immer die klare Marschroute. Entweder hat sie das Team noch nicht verstanden – oder schlimmer noch: Es gibt keine!. Allerdings kann man sich das unter einen solch erfolgreichen Trainer wie Carlo Ancelotti nur schwer vorstellen.

Wer will es mehr?

Wer will den Sieg mehr? Das kann man wohl erst am Spieltag beurteilen. Der FC Bayern wird sich wohl nur ungern die Herbstmeisterschaft (die in den meisten Fällen auch ein Indiz für die spätere Meisterschaft ist) nehmen lassen.

RB Leipzig möchte sich auf höchsten Niveau mit dem besten Team Deutschlands und einem der besten Mannschaften der Welt messen und sich natürlich bestmöglich verkaufen. Sie haben nichts zu verlieren und können genau diesen Trumpf zusammen mit ihrem „Heißhunger“ auf Erfolge vereinen und haben so eine echte Chance.

Der FC Bayern muss wohl seine ganze Klasse in die Waagschale werfen um den ambitionierten Aufsteiger zu besiegen. Es wird nicht reichen, sich auf die Routine zu verlassen. Kampfgeist, Willen und Überzeugung sind ebenso gefragt wie taktisches Geschick.

Wer diese Maßgaben am besten Umsetzen kann, wird am Ende als Sieger (und Herbstmeister) vom Platz gehen. Sollte dies nicht der FC Bayern (im Heimspiel vor 75.000 Zuschauern) sein, wäre dies (k)eine faustdicke Überraschung.

Tags

Related Articles

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.