BVB behält im Gipfeltreffen mit dem FC Bayern die Oberhand

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Foto: Богдан Заяц / Wikipedia (CC BY-SA 3.0)

Das mit Spannung erwartete Gipfeltreffen – wurde in 200 Ländern übertragen – zwischen den BVB und dem FC Bayern München hielt was es versprochen hatte. Mit einer taktischen und kämpferischen Meisterleistung brachte Borussia Dortmund dem Rekordmeister die erste Saisonniederlage bei. Damit ist der FCB die Tabellenführung erstmals seit 39 Spieltagen los.

Rekordmeister erstmals seit März 2016 geschlagen

Das Comeback des Langzeitverletzten Marco Reus ist zwar im Top-Spiel des BVB gegen den FC Bayern München geplatzt, dafür hat die Mannschaft um Kapitän Marcel Schmelzer, der selbst nach 4-wöchiger Verletzungspause zurückkehrte, aber ein vielbeachteter Erfolg gegen den langjährigen Rivalen gelungen.

Durch ein fein herausgespieltes Tor von Top-Torjäger Pierre-Emerik Aubameyang (10.), nach Vorarbeit von Lukasz Piszcek und einem Tunnel von Mario Götze gegen Mats Hummels rangen die clever aufspielenden Dortmunder den FCB nieder.

Dabei überzeugte die Mannschaft nicht nur durch eine – vor allem in den ersten 25 Minuten – herausragende spielerische Leistung, sondern auch durch unbändigen Kampfgeist. Thomas Tuchel hatte im Vorfeld gemint, man solle eine „3. Ebene aufmachen“, da man nur mit spielerischer und individueller Klasse die Bayern nicht besiegen könne.

Dieses Credo ging vollkommen auf. Denn erstmals seit dem 02. März 2016 (1:2 gegen Mainz 05) musste der Rekordmeister um Kapitän Philipp Lahm wieder als Verlierer von Platz gehen. Damit halbierte sich nicht nur der Vorsprung auf den BVB (jetzt 3 Punkte) sondern man verlor auch die Tabellenführung an Aufsteiger RB Leipzig.

BVB lässt nur wenig zu – Aubameyang verpasst Vorentscheidung

In den ersten 25 Minuten der Partie spielte der BVB so, wie man gegen den FC Bayern München spielen muss. Mithilfe einer cleveren Aufstellung/Taktik konnte Trainer Thomas Tuchel die aufbauenden Abwehrspieler Jerome Boateng und Mats Hummels aus dem Spiel nehmen und mi der überraschenden Doppelspitze Aubameyang und Ramos selbst für einige Gefahr sorgen.

In der 10. Minute trug der BVB einen mustergültigen Angriff vor, bei dem der Bayern-Abwehr der Zugriff komplett verloren ging. So konnte Mario Götze auf rechts den Angriff einleiten, Piszcek im richtigen Moment wieder nach außen passen und Götze mit einem feinen Pässchen durch die Beine von Ex-Dortmunder Mats Hummels den blitzschnell reagierenden BVB-Torjäger Pierre-Emerik Aubameyang bedienen. Der musste nur noch die Fußsptze hinhalten und netze zum 1:0 (10.) ein. Es war bereits sein 12. Saisontor.

Auch danach blieb der BVB stets gefährlich – dabei gefiel vor allem Mario Götze, der mit der Vorlage zum 1:0 seine erste Torbeteiligung für Borussia Dortmund in der Bundesliga seit seinem Wechsel im Sommer vollbrachte. Er tauchte permanent in den Schnittstellen auf und brachte zusammen mit Ramos, Aubameyang und Schürle die Bayern-Abwehr ein ums andere Mal in Verlegenheit.

Der FC Bayern selbst, kam zwar nach 25 Minuten besser ins Spiel und drängte die Dortmunder weiter in die eigene Hälfte zurück, in den gegnerischen 16er kamen sie aber äußerst selten – Abschlüsse hatten Seltenheitswert. Thomas Müller machte dabei über das komplette Spiel eine sehr ernüchternde Figur – er traf wieder nicht und blieb komplett blass.

Die wohl gefährlichste Szene im ganzen Spiel war ein Fernschuss von Xabi Alonso (62.) der vorbei am überrascht dreinschauenden BVB-Torhüter Roman Bürki nur die Latte traf.

Dagegen hätte Aubameyang auf Dortmunder Seite in der 71. Minute für eine Vorentscheidung sorgen können. Durch einen kapitalen Fehler von Alonso, der 40 Meter vor dem eigenen Tor noch einen eigenen Spieler hinter sich wähnte kam der Gabuner an den Ball und lief völlig unbedrängt auf Manuel Neuer zu. Der blieb lange stehen und konnte den nicht ganz perfekten Abschluss mit Links gerade noch nach links abwehren.

FC Bayern fehlt die Dominanz

Was über die komplette Spielzeit auffallend war: dem FC Bayern fehlte die Dominanz der letzten drei Jahre unter Pep Guardiola. Man hatte den Eindruck, das neue Spielsystem, in dem der FCB auch mal mehr Spielanteile an den Gegner abgibt, ist bei den Spieler noch nicht angekommen.

Durch die fehlende Dominanz ist es spielerisch und kämpferisch starken Mannschaften möglich, den Rekordmeister gehörig unter Druck zu setzen. Das war zum Beispiel bereits gegen Ingolstadt, Eintracht Frankfurt und 1899 Hoffenheim zu beobachten. Die vor der Saison als unüberwindbar deklarierte Abwehr um Boateng und Hummels wirkt nicht komplett sicher. So einfach wie sich die Offensivspieler des BVB gerade in den ersten 25 Minuten durch die gefährliche Zone des FCB spielen konnten, war es in den vergangenen Jahre kaum einmal möglich.

Hinzu kommt, dass gerade der in der Vorsaison mit 20 Treffern glänzende Thomas Müller nach wie vor unter Ladehemmungen leidet. Allerdings kam er im Spiel gegen Dortmund nicht einmal zu einen einzigen Abschluss. Auch als Vorbereiter war er kaum sichtbar. Außer Robert Lewandowski (7 Treffer) und dem überraschend treffsicheren Joashua Kimmich (4 Treffer) ist unter den Top 10 der Liga kein weiterer Bayern-Spieler vertreten.

So war der Sieg des BVB am Ende auch nicht unverdient, da sie insgesamt die klareren Chancen hatten und mit einer cleveren Taktik von Thomas Tuchel immer eine Antwort parat hatten.

Keine Selbstkritik beim Rekrodmeister

Nach dem Spiel wurde Philipp Lahm in der Interview-Zone nach den Gründen für die Niederlage gefragt. Er gab dabei sehr angefressen folgendes zu Protokoll:

Wir hatten zahlreiche Chancen, aber in der ersten Halbzeit hat uns der letzte Pass gefehlt. Dortmund hatte eher wenige Möglichkeiten. Gerecht ist immer das Ergebnis. Es ist 1:0 ausgegangen und damit müssen wir leben.

Das der FC Bayern im gesamten Spiel nur über einen wirklich 100-prozentige Chance (durch Alonso) verfügte, vergaß er dabei scheinbar.

Auch auf die Frage des Reporters nach der verlorenen Tabellenführung an Aufsteiger RB Leipzig reagierte er sehr einsilbig:

Das ist doch schön für die Liga, das haben sich doch alle gewünscht.

Zu seiner Erheiterung konnte wohl auch seine Auswechslung in 68. Minute für Rafinha nicht beitragen. Darauf angesprochen und mögliche Unstimmigkeiten gab er diesen Kommentar:

Ich hatte keine Probleme. Da müssen sie den Trainer fragen, ich bin nicht für Ein- oder Auswechslungen zuständig. Es spielt keine Rolle, ob ich überrascht war oder nicht.

Sonderlich kritisch waren diese Bemerkungen allesamt nicht.

Dagegen konnten sich die Dortmunder natürlich freuen auch wenn Trainer Thomas Tuchel zugab:

Es war sehr schwer. Wir haben in vielen Phasen sehr gelitten, aber das war uns vorher klar. Wenn man mit den Bayern in den Ring steigt, dann kann man nicht erwarten, dass man ohne blaue Augen rauskommt. Man muss nur stehenbleiben, das war das Motto. Wir sind immer mutig geblieben, haben immer das Tor verteidigt und wenig große Torchancen weggegeben. Deshalb war es eine Topleistung.

Die Dortmunder können nach dem Sieg gegen Bayern München und nun nur noch 3 Punkten Rückstand (5 Punkte in den letzten beiden Spielen aufgeholt) mit großen Selbstbewusstsein in die nächsten Aufgaben gegen Legia Warschau (22.11.2016 – CL) und am Samstag (26.11.2016) gegen Eintracht Frankfurt gehen.

Für den FCB geht es gegen Rostow (23.11.2016 – CL) und am Samstag im Topspiel gegen Leverkusen darum wieder auf Kurs zu kommen. Andernfalls könnte bald nicht nur RB Leipzig vor dem Rekordmeister in der Tabelle stehen.

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