Schock über Sprengstoffanschlag auf Borussia Dortmund

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Foto: (Mick Baker)rooster / Flickr (CC BY-ND 2.0)

Es herrscht das pure Entsetzen über den feigen Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund am Dienstagabend (11.04.2017) vor dem Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den AS Monaco. Innenverteidiger Marc Bartra zog sich Verletzungen an der Hand zu und wurde bereits operiert.

Sprengsätze auf Route des BVB zum Stadion

Wer wie ich gestern Abend gegen 20 Uhr mit der Intention das TV-Gerät anschaltet um sich auf Sky das CL-Vierteilfinalspiel zwischen Borussia Dortmund und dem AS Monaco anzusehen, den beunruhigte selbst die vorläufige Meldung der Moderatoren vor Ort:

Laut Polizeiangaben soll es Explosionen in Dortmund Hoechsten gegeben haben. Dabei soll eine Person verletzt worden sein. Welche Auswirkungen das auf das Spiel hat, kann zu diesem Zeitpunkt noch keiner sagen.

Soweit also die vorläufige Meldung.

Im Laufe der Minuten danach sickerten immer mehr Details durch – auch weil die Dortmunder Polizei via Twitter alle Beteiligten auf dem Laufenden hielt.

So gab es nach letzten Erkenntnisse der Ermittler um 19:15 Uhr direkt nach der Ausfahrt aus dem Mannschaftshotel von Borussia Dortmund in Stadtteil Hoechsten drei Explosionen im direkten Umfeld des Mannschaftsbusses. Dabei ging die hintere Scheibe des wohl sogar gepanzerten Busses zu Bruch. Aus diesem Grund wurde Verteidiger Marc Bartra durch Splitter an der Hand verletzt.

Wie der Sender SkySport News HD am Mittwochmorgen (12.04.2017) berichtet, musste der Spieler bereits operiert werden und kann am heutigen Nacholtermin um 18:45 Uhr nicht mitwirken.

Einer der Sprengsätze muss wohl auch in unmittelbarer Nähe von BVB-Trainer Thomas Tuchel explodiert sein. Ihm kommt die schwere Aufgabe zu, die Mannschaft bis heute Abend soweit wieder „Instand“ zu setzen, dass sie das Viertelfinale „einigermaßen wettberwerbsfähig“ bestreiten kann.

Bekennerschreiben am Tatort

Wie die Polizei auf einer Pressekonferenz am Abend noch bekannt gab, gibt es auch ein Bekennerschreiben zu diesem feigen Anschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund. Zum Inhalt und den Verantwortlichen wollte die Polizei aus ermittlungstechnischen Hintergründen noch keine Aussage machen. Die Echtheit des Schreibens wird ebenso geprüft.

Die Polizei war unmittelbar nach der Alarmierung nach eigener Aussage mit „allen verfügbaren Kräften“ vor Ort um jegliches Szenario ausschließen zu können. Eine solche Situation im Zusammenhang mit einem Fußballspiel gab es auch noch nicht. Es handelte sich um einen „gezielten Anschlag“ auf die Mannschaft von Borussia Dortmund.

Die weiteren Schritte an diesem Abend – insbesondere die Kommunikation mit allen Vereinsverantwortlichen und den immerhin schon gut 25.000 Fans im Signal-Iduna Park verlief reibungslos.

Fans geschockt aber ausgesprochen ruhig

Aufgrund der sehr guten Krisenpolitik des Vereins als auch der Sicherheitskräfte kam es sowohl im als auch außerhalb des Stadions zu keinerlei Panik nach Bekanntwerden der Details zum Anschlag. Die Fans verhielten sich äußerst ruhig und wurden in regelmäßigen Abständen von Stadionsprecher Norbert Dickel informiert.

Bis zur endgültigen Absage des Spiel um 20:30 Uhr zeigten sich auch die Fans des AS Monaco äußerst solidarisch.

Zunächst feuerten sie noch ihre eigene Mannschaft lautstark an im Stadion. Als dann empörte Pfiffe von der Südtribüne kamen, drangen auch die Infos an die Monaco-Fans durch, die offensichtlich nicht gewusst haben, was passiert war. Daraufhin stimmten diese lautstarke „Dortmund, Dortmund“-Gesänge an und bekundeten somit ihre Solidarität mit der Mannschaft von Borussia Dortmund.

Diese Geste wurde insbesondere in den sozialen Netzwerken mit großen Respekt und Freude aufgenommen. Der Fußball und die Menschlichkeit hätten an diesem Tag ihr wahres Gesicht gezeigt um sich der Feigheit und dem Grauen des Terrors entgegen zu stellen.

Laut Polizeiangaben gab es für die Fans im Stadion zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr, was wohl auch dazu führte das die Räumung dann so professionell und ruhig verlief.

Mannschaft in Schockstarre – Rauball sicher, dass Spieler professionell mit Situation umgehen

Für die Mannschaft von Borussia Dortmund um Kapitän Marcel Schmelzer und Trainer Thomas Tuchel war dieser Abend mit Sicherheit nicht so einfach zu verdauen. Ein solches Szenario kann man nicht üben. Damit konnte in dieser Form niemand rechnen und so etwas hat es auch noch nicht direkt auf einen Fußballverein gegeben.

Laut BVB-Chef Hans-Joachim Watzke befanden sich die Betroffenen am Abend in einer „Schockstarre“ aus der sie sich so schnell wie möglich (falls das überhaupt geht) befreien müssten. Auf Thomas Tuchel kommt nun die schwere Aufgabe zu, die Mannschaft in irgendeiner Form auf dieses Spiel heute Abend neu vorzubereiten.

Er – und alle Geschäftsführer Watzke, haben noch am Abend mit den Spieler gesprochen und müssen nun festlegen, wer spielen kann (auch emotional) und wer nicht. Für die ohnehin bereits äußerst angespannte Personalsituation des Vereins war dieser Abend eine zusätzliche Belastung. Da nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Marc Bartra womöglich auch noch andere Spieler aufgrund der psychischen Belastung durch den Anschlag absagen werden.

Eines betonten aber alle Verantwortlichen und Experten:

Es darf auf keinen Fall die Situation eintreten, dass durch dieses Vorfall die Verantwortlichen dieses Anschlags auch noch gewinnen, indem es dazu führt, dass die Mannschaft ihr verdientes Viertelfinalspiel gegen den AS Monaco nicht mit der notwendigen Einstellung absolvieren kann.

Ich denke auch, dass dies die – für den Sport und den Kampf gegen den Terror – wichtigste Botschaft sein muss:

Wir lassen uns davon nicht in unserem Grundfesten erschüttern.

„The show must go on“ ist sicherlich nicht passend an dieser Stelle, aber wenn wir das nicht tun, siegt der Terror und das dürfen wir auf gar keinen Fall zulassen.

So drücken wir heute Abend der Mannschaft von Borussia Dortmund die Daumen, dass sie dieses schwere Spiel erfolgreich bestehen werden. Die Bestürzung im In- und Ausland war überwältigend. Mannschaften wie FC Barcelona, Athletico Madrid aber auch der FC Bayern München bekundeten ihre Anteilnahme und solidarisierten sich mit Borussia Dortmund.

Das und die Reaktion der Monaco-Fans zeigt, dass bei aller Rivalität die Menschlichkeit nicht verloren geht und der Sport Zusammenhalt in schwierigen Situationen schafft.. Das sollte gerade in solchen Zeiten auch auf keinen Fall ändern – sonst haben wir alle gegen den Terror verloren.

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