Entlassung von Viktor Skripnik: Bremen zieht die Notbremse

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Foto: struppi0601 / pixabay

Werder Bremen hat am Sonntag (18.09.2016) bekannt gegeben, dass man sich von Trainer Viktor Skripnik getrennt hat. Die Entscheidung fiel bereits am Samstagabend auf der Heimfahrt von der 1:4-Auswärtsniederlage bei Borussia Mönchengladbach, bei der die Norddeutschen erneut einen desolaten Eindruck hinterließen. Eine Überraschung war diese Entscheidung jedoch nach 4 Niederlagen in Folge und 14 Gegentoren für Niemanden.

Entscheidung fiel noch im Bus

Viktor Skripnik wurde in den vergangenen beiden Spielzeiten jeweils als Retter von der Weser gefeiert, da er die Norddeutschen knapp vor dem Abstieg rettete. Dieser Bonus war nun allerdings nach einem miserabelen Saisonstart mit Niederlagen gegen Drittligist Lotte (DFB-Pokal), dem 0:6 gegen den FC Bayern, das 1:2 gegen den FC Augsburg und am Samstagabend (17.09.2016) gegen Borussia Mönchengladbach (1:4) vollständig aufgebraucht.

So entschieden die Verantwortlichen um Frank Baumann und Marco Bode noch auf der Heimfahrt im Bus die Entscheidung für die Entlassung von Trainer Viktor Skripnik. Verständlich ist diese Handlung nach den „Mechanismen der Branche“ allemal. So waren sich unter anderen Christoph Daum, Sebastian Hellmann oder auch Frankfurt-Trainer Nico Kovac bei Sky90 am Sonntag (18.09.2016) einig.

Es ist allerdings nicht die übliche Art und Weise einen Trainer von seiner Verantwortung zu entbinden. Kurz bevor es auf die 324 Kilometer von Gladbach nach Bremen ging stellt Sportdirektor Frank Baumann noch fest:

Wir müseen Geduld haben.

Diese Geduld ist den Verantwortlichen scheinbar in den kanpp 4 Stunden dann doch abhanden gekommen. Als man um etwa 3 Uhr am Weserstadion in Bremen ankam, verbaschiedete sich Viktor Skripnik und seine Assistenten bereits von der Mannschaft. Man sei zum Entschluss gekommen, dass man so einen Impuls an die Mannschaft setzen wolle. Braumann betonte aber explizit, dass „nun in erster Linie die Mannschaft gefordert sei“. Viktor Skripnik hilft dieses Bekanntnis reichlich wenig. Noch kürzlich betonte Frank Baumann (im Nachhinein etwas schwammig formuliert), dass man erst nach 8 bis 10 Spielen eine Bilanz ziehen wolle. Das klang nach Job-Garantie, hatte sich aber schon nach 3 Spieltagen in Luft aufgelöst.

Skripnik ohne Zugang zur Mannschaft

In den bisherigen 3 Bundesliag-Partien der Saison, in denen Werder Bremen den schlechtesten Saisonstart seiner Bundesliga-Geschichte hinlegte (0 Punkte, Torverhältnis 2:12), zeigte sich eindrucksvoll – wie wenig Einfluss Trainer Viktor Skripnik auf seine Mannschaft zu haben schien.

Gerade beim 1:4 in Mönchengladbach leistete die Mannschaft einen Offenbarungseid. In den ersten 21 Minuten der Partie kassierten die Bremer 3 Gegentore. Sie hatten die Forderung von Skripnik wohl falsch interpretiert, der verlangt hatte mutiger zu spielen und höher zu pressen. Dass diese Maßnahme auch mit hoher Laufbereitschaft und guter Abwehrarbeit einhergehen musste, ging scheinbar an den Spieler vorbei. Die „Harakiri-Taktik“ ließ die Bremer ins „offene Messer“ laufen. Gladbach bedankte sich und drei schnellen Toren.

Sicher kann man neben der Verunsicherung auch die zahlreichen verletzungsbedingten Ausfälle wie Claudio Pizarro, Max Kruse, Luca Caldirola, Fin Bartels und Philipp Bargfrede mit anführen. Eine Entschludigung für diese insgesamt fahrigen und wenig bundesligatauglichen Vorstellungen kann das allerdings nicht sein.

Viktor Skripnik wirkte – nicht erst in dieser Saison – häufig hilfslos an der Seitenlinie und machte den Eindruck, als könnte er die Mannschaft durch seine eher introvertierte Art nicht mehr erreichen. Trotz alledem hatten sic die Spieler noch am Ende der letzten Saison klar dafür ausgesprochen, weiter mit Viktor Skripnik arbeiten zu wollen. So wurde auch (ohne jede Not) sein Vertrag vorzeitig bis Sommer 2018 verlängert. Nach nur 3 Bundesliga-Spieltagen musste sich die Vereinsführung allerdings eingestehen, dass diese Maßnahme mehr als voreilig war.

U23-Trainer Nouri übernimmt gegen Mainz und Wolfsburg – Breitenreiter, Herzog und Gisdol Favoriten auf Nachfolge

Am heutigen Montag (19.09.2016) übernahm bereits der bisherige U23-Trainer Alexander Nouri (37) das Training. Er wird am Mittwoch (21.09.2016) gegen den FSV Mainz 05 und am Wochenende gegen den VfL Wolfsburg an der Seitenlinie stehen. Allerdings gilt er nur als „Interimslösung“.

Sportdirektor gab ohne Umschweife zu, dass „man den Markt sondiere“. Als mögliche Nachfolger für den unglücklichen Skripnik gelten der bei Schalke 04 entlassene André Breitenreiter, Markus Gisdol oder auch der derzeitige USA-Assistenzcoach Andreas Herzog. Eine erste Kontaktaufnahme soll es nach Medienberichten bereits mit Breitenreiter gegeben haben. Man habe „nicht viel Zeit“ – bis zu einer möglichen Trainer-Verpflichtung muss aber Nouri nun versuchen erste positive Ergebnisse zu erreichen.

Es wird jedoch sehr schwer, eine so verunsicherte Mannschaft, mit großen Verletzungssorgen und einem scheinbar großen Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft wieder aufzurichten. Da wird es mehr als nur ein paar „freundlichen Worte“ brauchen. Ob dies schon gegen Mainz 05 (gegen die Skripnik vor gut 2 Jahren übernommen hatte) und Wolfsburg gelingen wird, darf mehr als bezweifelt werden.

Es wird ein schwerer Weg für Werder Bremen – Viktor Skripnik geht den „Werder-Weg“ in der so gerne proklamierten „Werder-Familie“ nun nicht mehr mit. Wer weiß, ob es sein Nachfolger besser machen wird.

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